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Am 10.11.1939
wurde ich als lang ersehntes Kind meiner Eltern in Pankow geboren. Das
Licht der Welt erblickte ich im „Maria-Heimsuchung-Heim“ im ersten Stock, von der Straßenseite her gesehen das
letzte Zimmerfenster rechts, das mir meine Mutter später des öfteren zeigte,
wenn wir mit der Straßenbahn nach Französisch-Buchholz fuhren.
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Edith Schmidt wurde als „Tochter“ des
Schmiedemeisters Schmidt und seiner Ehefrau am 31.12.1913 in Bad
Warmbrunn (Jelena Góra) im Riesengebirge geboren. Zur Familie gehörte noch die Tochter
Adelheid, geboren am 27.01.1896 (Kaisers Geburtstag) in Jelena Gòra..
Wie meine Mutter aber zu Ihrem 18. Geburtstag von ihrer
„Schwester“ erfuhr, war diese nicht ihre Schwester sondern ihre
leibliche Mutter. Und das kam so:
Adelheid hatte nicht nur eine sehr attraktive Figur sondern mit 17
Jahren auch ein sehr inniges Verhältnis zu einem Herrn aus
sehr gutem Hause, einem Hern Rothschild. Adelheid wusste, dass sie mit ihrer beginnenden
Schwangerschaft ihrem strengen Vater Schwierigkeiten machen würde,
dieser hätte für so einen Fehltritt (man schrieb das Jahr 1914)
überhaupt kein Verständnis aufgebracht. Ein Unglück kommt selten allein.
Als der Erzeuger des Balges erfuhr, dass er Vater werden würde, hatte er
auf Drängen seiner Eltern das Verhältnis beenden müssen.
Eine DNA bei MyHeritage erbrachte 2020, dass mein Großvater ein
Rothschild war
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Adelheid stand vor dem Nichts. So sah sie als
einzigen Ausweg aus diesem Malheur nur den Abbruch der Schwangerschaft,
und das war damals nur bei Kurpfuschern oder durch Eigeninitiative
möglich. So sprang Adelheid des öfteren von Tischen, um das Kind
loszuwerden, wie sie später ihrer Tochter gestand.
Allein der Überlebenswille von Edith war stärker.
Als die Eltern von der Schwangerschaft erfuhren, beschlossen sie, nach der Geburt zogen sie nach
Frankfurt am Main, wo Edith als kleiner „Nachkömmling“ der
Schmiedemeister-Eheleute und als Adelheids Schwester aufwuchs.
Nach dem fünften Geburtstag zog die nun vierköpfige Familie nach
Berlin-Pankow in die Schloßallee um.
Aber so ganz scheint der Kontakt zu Ediths Vater nicht abgebrochen zu
sein, denn auf den Kinderfotos sieht man die kleine Edith immer von Kopf
bis Fuß bestens gekleidet. Wegen ihres dunklen Teints und ihrer dunklen
Haarpracht hatte man sie immer für ein kleines Zigeunermädchen gehalten.
Berthold Ernst Bruno Jetschke wurde am 30.06.1904
in Berlin geboren. Er war das zweite Kind des gelernten Bäckers und
Schneiders Berthold Jetschke, der uns die Familiengeschichte in seinen
„Erinnerungen“ auf lebhafte Weise überliefert hat.
Holdi, wie man ihn nannte, war ein kleiner Junge, etwas verschlossen und
leider etwas kränklich. Das lag wohl auch an der schlechten Ernährung,
denn die Eltern konnten ihren zunächst zwei Kindern - und später drei –
nicht viel bieten. Die Zeiten im 1. Weltkrieg und danach waren nicht
dazu angetan, stämmige Burschen heranwachsen zu lassen. Lotte war die
älteste Schwester, Elfriede der Nachkömmling.
Holdi war in der Schule sehr fleißig, seine Interessengebiete waren
Englisch und Rechnen. So ging er nach Abschluß der zehnten Klasse in
verschiedene Firmen, die ihren Hauptsitz in England oder Amerika hatten,
um seine Sprachenkenntnisse zu vervollständigen.
In der Freizeit wurde musiziert im Pankower Orchesterverein, wo man
zusammen mit Willi Michalak, dem späteren Stiefvater von Edith, die
Hausmusik pflegte. Willi Michalak kam aus Polen, machte in Deutschland
seinen Maschinenbau-Ingenieur, wobei Adelheid seine schriftlichen
Arbeiten erledigte. Da Willi Michalak neun Jahre jünger war als Adelheid
und daher auch nur neun Jahre älter als Edith war, hätte er altersmäßig
besser zu Edith gepasst als zu Adelheid.
Dies bemerkte natürlich seine inzwischen zur Ehefrau gewordene Adelheid
mit Argusaugen.
So versuchte Adelheid, ihre kleine „Nebenbuhlerin“ so schnell wie
möglich zu verheiraten, um sie aus der Wohnung zu haben.
Holdi hatte in der Zeit gerade einen kleinen Laden in Potsdam eröffnet
und wurde deshalb als „Selbständiger“ der Edith so schmackhaft gemacht,
dass sie der Mutter zuliebe die Heirat mit Holdi einging.
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Edith und Berthold Jetschke
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Allerdings prallten hier die unterschiedlichsten
Temperamente zusammen, wie es schlimmer gar nicht sein konnte. Edith war
ein Treibauf, die am liebsten mit ihren Freundinnen unter den Linden
bummeln ging, Cafès besuchte, für Schauspieler und Schauspielerinnen
schwärmte und am Wochenende lieber mit Elfriede und ihrer ebenfalls
jüngeren Freundin Renate auf dem Tegeler See paddeln ging, obwohl sie
erst mit 50 Jahren das Schwimmen lernte.
Holdi war eher in sich gezogen, hatte die Musik als Hobby und träumte
von Wochenendgarten, Fischen und Schildkröten. Er war in sich gekehrt,
seine Kindheit hatte ihn zu sehr geprägt.
Sein Vater hatte ein Verhältnis mit der Frau seines besten Freundes. Das
Ehepaar wohnte in Alt-Moabit und hatte einen Laden auf dem Wedding in
der Sprengelstrasse. Als Vater Berthold auf Kur war, wollte Holdi Tante
Alma in der Sprengelstrasse im Laden besuchen. Als er dort nur den
Ehemann antraf, fragte er den Onkel nach Tante Alma. „Das weißt Du
nicht, sie ist doch mit Deinem Vater auf Kur“, entgegnete der Onkel.
Holdi hatte dies wohl nie seinem Vater vergessen können, hing er doch
sehr an seiner Mutter.
Als seine über alles geliebte Mutter starb, hatte sein Vater recht bald
wegen einer zweiten Ehefrau inseriert (siehe Opas Erinnerungen) und bald
wieder geheiratet. Da brach wohl für ihn eine Welt zusammen. Allerdings
muss man meinem Opa zugestehen, dass diese Frau, Erna Jetschke (geborene
Bull), sehr gut zu ihm passte und ihn hingebungsvoll bis zu seinem Tod
pflegte.
So war es geradezu schicksalhaft, dass meine Mutter schon in der
Hochzeitsnacht am 01.04.1932 wieder meinen späteren Vater verlassen
wollte. Insbesondere für die Praktiken meines Vaters zur
Empfängnisverhütung hatte meine Mutter überhaupt kein Verständnis.
1936 zogen meine Eltern nach Berlin-Pankow, Sellinstrasse 7 und
eröffneten eine „Hinz & Küster“-Filiale in der Kissingenstrasse, ein
„Kolonialwarengeschäft“, da es dort Kaffee und Tee und andere nette
Sachen aus „fremden Ländern“ gab.
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Meine Mutter stand in der
Frühe auf, um den Laden zu öffnen. Schnell hatte Sie viele nette Kunden
werben können, so dass der Laden florierte. Holdi blieb gerne länger im
Bett liegen. Edith rief dann ein paar Mal vom Laden in der Wohnung an: „Holdi,
wo bleibst Du denn ?“, war ihre oft zitierte vorwurfsvolle Frage an
meinen Vater. Gegen 11.00 Uhr vormittags kam dann mein Vater in den
Laden.
Von meiner Mutter gewollt,
kam ich im 7. Ehejahr endlich auf die Welt, nachdem meine Mutter Jahre
vorher eine Fehlgeburt hatte. Leider ist mein „großer Bruder“, nach dem
ich mich ein Leben lang sehnte, nichts geworden.
Edith,
Bertold, Berthold III. |
Im
Kinderbettchen, Foto:Kopp |
Erna, Bertold,
Berthold II.,Oberschöneweide 1940 |
Über dem Laden wohnte die Freundin Renate, deren Familie aus dem Harz
nach Berlin gezogen war.
Renate und Edith schwärmten in den Kriegsjahren für einen gut
aussehenden Fliegeroffizier, namens Ulli.
Als Ulli von einem Feindflug nicht mehr zurückkam, heulten beide Mädels
um die Wette.
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Im Umfeld, eine
Nebenstrasse weiter, wohnte Frau Martha Werth, eine rüstige
Dame, zierlich und eines aufrechten Ganges. Sie wohnte vom Laden
aus betrachtet um die Ecke, war Jahrgang 1868
(da spielte man in Amerika noch mit den Indianern) und
Fabrikantenwitwe mit einem großen, vornehmen Bekanntenkreis aus
der Schmargendorfer Gegend. Es gab hierunter eine Nichte ihres
Mannes - eine unvergessliche Person wegen ihres zu großen Hutes.
Sie hatte eine fantastische Wohnung in der Bleibtreustrasse,
einer Seitenstrasse des Kurfürstendamms und sprach immer in der
vornehmsten Weise mit ihrer Tante, wie man es eher im Theater
vermutete, von „TANTE MARTHA“. |
Martha Werth kam als junges
Mädchen "vom Lande" aus Malchin in der Uckermark in die Stadt, fing bei
einer „Herrschaft“ als Dienstmädchen an und versuchte, wie alle hübschen
Mädels, einen Aufstieg aus den niederen Kreisen zu erreichen.
Da ein vornehmer junger Mann des öfteren zu ihrer „Herrschaft“ kam, war
es ihr möglich, das Interesse des ihrer Meinung nach vermögenden Herrn
auf ihre Person zu lenken, was ihr auch glückte, denn der Herr Werth
hielt um die Hand an, die sie ihm freundlich, aber diskret
entgegenstreckte.
Mit 43 Jahren war Sie Witwe und konnte es auch ohne Mann dank der
geerbten Hinterlassenschaften aushalten.
Als „Muttelchen“ (schlesisch), die geliebte Oma meiner Mutter starb, kam
Frau Werth in den Laden und sagte: „Frau Jetschke, jetzt, wo doch Ihre
Oma gestorben ist, könnte ich doch Ihre Oma werden.
Ab dem Moment war es unsere Oma Werth. Mit 80 Jahren (1948) schneiderte
sie mir noch einen Pyjama und fuhr mich im Kinderwagen auf der Kissinger
Promenade spazieren.
Sie hatte grOOße
Ohren, an denen immer teure Brilliantohrringe baumelten. Diese müssen so
schwer gewesen sein, dass die Ohrläppchen immer länger wurden.
Das Wohnzimmer der kleinen Wohnung war hübsch möbliert. Links von der
Wohnzimmertür stand ein Vertiko, ein 2/3 hohes Schränkchen mit
geschnitztem Aufsatz und verzierten Türen. Obe auf standen wertvolle
Porzellan-Miniaturen aus Meißen. Ein runder Tisch mit schwerer,
gestickter Tischdecke, herrliche Stühle und eine ausziehbare
Fransenhängelampe begrüßten einen, sobald man in den immer etwas dunklen
Raum eintrat.
Ein weiteres Schmuckstück war die Chaiselonge, mit einem rotbraunen
Stoffbezug, der an Bartstoppeln erinnerte. Täglich nahm Oma Werth ihre
Brennschere, über einer Gasflamme vorsichtig erhitzt, um in ihr
silberblondes Haar Wellen einzubrennen. Dann roch es manchmal etwas nach
verbranntem Haar, wenn der Brennstab mehr Hitze erhalten hatte als für
die Haare erträglich war. Wenn der Oma Werth etwas nicht passte – und
das kam recht oft vor – räusperte sie sich in vornehmster Weise mit
einem Öh,öh,öh,öh.!
Die Sommermonate verbrachte ich wegen der
Bombennächte in Berlin bei meiner Oma Adelheid und den Kindern (fünf
Tanten und ein Onkel);
das jüngste, Doris, kam nach mir auf die Welt.
Im grossen Garten in Dessau-Süd, ehemals Langfuhrer Weg, konnten wir
Kinder wunderbar miteinander spielen.
Ich lief am liebsten mit einer Geldtasche herum, in der ich fleißig
Spielgeld und manchmal auch Reichsgroschen sammelte.
Meine Oma Adelheid war für mich die „Mutti“geworden, weil Ihre Kinder
sie so riefen und meine Mutter wurde die „Mami“. Willi Michalak, mein
Stiefopa wurde „Vati“. Willi Michalak hatte eine Anstellung bei den
Junkers-Flugzeugwerken erhalten und arbeitete an der legendären „Ju 52“.
An die Bombennächte kann ich mich noch sehr gut erinnern, weil ich es
als störend empfand, wenn mich meine Mutter auf dem Arm tragend in den
Keller verfrachtete, der in der Sellinstrasse nun wirklich kein
Luftschutzkeller war. Das Haus ragte im Untergeschoss zur Hälfte aus dem
Boden, so dass der Keller sicherlich keinem Bömbchen hätte standhalten
können. Aber wir hörten deshalb die heulend ankommenden Bomben, die in
der Nachbarschaft ein Haus trafen, umso deutlicher.
Meine Mutter hat mich nur sehr ungern in den Keller getragen, weil sie
Gottvertrauen hatte und sich nicht vorstellen konnte, dass unsere
Wohnung hätte getroffen werden können.
Meine Eltern mussten den Laden in der Kissingenstrasse 1942 aufgeben, da
es nichts mehr aus den „Kolonien“ gab.
Ein paar Büchsen Libby-Kondensmilch wurden aber für eventuelle schlechte
Zeiten zur Seite geschafft.
Mein Vater wurde zur Wehrmacht (Bodenpersonal Luftwaffe) eingezogen und
kam über Posen, Mogilev (Mahilyou),
Minsk und Smolensk nach Südtirol auf die Seiser
Alm.
Hier wurden die Anflüge der allierten Bomber nach Deutschland gemeldet.
Mein Vater hoffte jedes Mal, dass diese nicht Ihre Bombenlast über
Pankow abwerfen würden.
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In Posen 1941
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Mogilew,12/1942
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Auf der Seiser-Alm
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,Südtirol 1943/1944 |
Mit nur einem Mann war meine
Mutter nicht ausgelastet. In den Laden kam eines Tages ein älterer Herr,
der meine Mutter unbedingt vor meiner Geburt porträtieren wollte. Es
sollte ein schönes Bild werden, für den Fall, dass meiner Mutter bei der
Geburt etwas zustoßen würde. Es war „Ottchen Kulka“, ein sehr guter
Maler, der meinen Eltern viele schöne Aquarelle geschenkt hat.
Sicherlich war er für meine Mutter nicht nur der Maler, sie führten
tiefsinnige Gespräche, die zumeist im Satz von „Ottchen“ endeten:
„Edithchen, je weniger Du am Arsch zu baumeln hast, umso besser“. Er
meinte damit, man solle sich nicht so viel Krimskram anschaffen, der
nicht glücklich machen kann. Er war ein Lebenskünstler.
Eine anderes Mal kam ein stattlich aussehender Herr, Hans Riekenberg,
Jahrgang 1888, als Handelsvertreter der Kaffeefirma „Hinz & Küster“ zu
meinen Eltern in den Laden. Schnell waren meine Eltern mit diesem seriös
wirkenden Herrn befreundet. Als dieser Herr 1941 Witwer wurde und nicht
in den Krieg wie mein Vater ziehen musste, wurde er von meinem Vater
gebeten, doch ein wenig auf Edith aufzupassen, so lange mein Vater an
der Front sei. Mein Vater war wirklich der Meinung, meine Mutter könne
sich nicht in den 25 Jahre älteren Herrn verlieben.
Aber zumindest durfte ich schon einmal „Onkel Hans“ zu ihm sagen.
Im Juli 1943 und Juli 1944 fuhr „Onkel Hans“ mit meiner Mutter und mir
in das kleine Örtchen Horst an der Nordsee, jetzt im polnischen Teil
westlich von Kolberg gelegen. Wir starteten am Stettiner Bahnhof (nach
dem Krieg Nordbahnhof) und fuhren mit der Eisenbahn über Stettin bis
Gryfice (Greifenberg). Dort stiegen wir in die Schmalspurbahn nach Horst
(Niechorze) um. Diese Bahnlinie wurde am 01.07.1896 eröffnet.
Vor einigen Jahren fuhr ich anläßlich einer Weser-Radtour auf der
Schmalspurbahn Bruchhausen-Vilsen, in einem Waggon, der früher die Strecke Horst
-Kolberg fuhr.
Zwei Dinge fesselten mich an unserem Ferienort; eine Kirche, die langsam
von der Brandung in die Ostsee gerissen wurde und ein Rudel Schweine,
das auf dem Kirchhof respektlos umhertanzte.
Einmal sahen wir einen großen
Schlachtkreuzer, der vor Horst auf der Ostsee ankerte, ein anderes Mal
gingen die Hitler-Jungen mit einer Handsirene heulend am Strand entlang,
um die Menschen vor herannahenden Flugzeugen der Russen zu warnen. Im
nahegelegenen Wäldchen stellten wir uns unter und konnten über uns die
vorbeiziehenden Flugzeuge, Kranichen gleich, sehen.
Die BdM-Mädchen (Bund
deutscher Mädels) führten zur allgemeinen Belustigung kleine
Theaterstücke auf, um die Erholungssuchenden von den Wirrnissen des
Krieges und die Sorge um die Angehörigen abzulenken.
„Guten Morgen, Herr Doktor“,
sagte ein BdM-Mädel mit einem Korb in der Hand. „Ja, ziehen Sie sich
erst einmal aus“, bekam sie zur Antwort. Das Mädel legt eine Bluse ab.
„Ich wollte...“, neuer Anlauf der jungen Patientin. „Ja, ziehen Sie sich
erst einmal aus“, kam die stereotype Antwort des Doktors (Bdm-Mädel,
verkleidet). „Ich wollte....“, neuer Anlauf der Patientin. „Ja, ziehen
Sie sich erst einmal aus“, schallte es wieder aus dem Munde des Doktors.
Die Patientin zieht ein weiteres Unterhemd aus. „Ich wollte....“.
Nachdem, dieses Spiel sich
fortsetzte bis die „Patientin nur noch ein Unterhemd anhatte, liess der
Doktor das Mädel einmal ausreden und sie konnte fragen: „Ich
wollte...nur fragen, ob Sie wieder ein paar Eier gebrauchen könnten“ und
zeigte auf den mitgebrachten Korb.
Von unserer Pension an der Bahnlinie gingen wir morgens, an einer
Windmühl und Kornfeldern vorbei, zu dem Steilhang, der Blick auf die
Ostsee freigab. Über Holzstufen, versehen mit einem Geländer kamen wir
in Serpentinen hinunter zum Strand. Hier erwartete uns schon der für die
ganze Urlaubszeit reservierte Strandkorb. Wenn sich im Laufe des
Vormittags der Strand langsam bevölkerte, es waren nur alte Männer, Frau
und Kinder am Strand zu sehen, wurden zunächst die „Strandburgen“
gebaut, um sich zu den Nachbarn abgrenzen zu können, nach dem Motto:
„Dies hier ist mein Reich“.
Wenn aber jeden Morgen mit ziehender Lokpfeife die Kleinbahn in den
Horster Bahnhof einfuhr, um die mit frischer Milch gefüllten Milchkannen
abzuholen, war ich vorher zur Stelle, um vom Kannenrand die paar Tropfen
Milch abzuschlecken. Das liess ich mir nicht nehmen und wenn das Wetter
noch so schlecht war.
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Auf einem dieser
morgendlichen Ausflüge zum Bahnhof und zurück - meine Mutter und
Onkel Hans hatten mich wohl später erwartet - traf ich beide eng
umschlungen im Bett an. Für mich stürzte eine Welt zusammen, gab
es doch für mich nur zwei Männer, die im Bett meiner Mutter sein
durften: ich und mein Vater. Ab diesem Moment beobachtete ich
sehr genau, was der Onkel Hans mit meiner Mutter machte.
Wahrscheinlich bin ich dann wohl auch nicht nur wegen der
Bombennächte öfter nach Dessau gebracht worden. Meine Mami habe
ich trotz der lieben „Beinah-Geschwister“ sehr vermisst. Auch
wenn sie jedes Wochenende mit dem Zug nach Dessau kam, war ich
doch immer wieder traurig, wenn ich nicht mit nach Pankow fahren
durfte.
Foto: Peter Wilhelm,
Rostock, www.bahnen-in-pommern.de |
Meine Mutter war dienstverpflichtet, wie man so sagte, wenn man einem
wichtigen Betrieb als Arbeitskraft zugeteilt wurde. So hatte sie in
einem Lebensmittel-Geschäft in Französisch-Buchholz zu arbeiten. In der
Nachbarschaft gab es einen Jungen mit einer Märklin-Eisenbahn. Zu dem
musste ich unbedingt gehen und fuhr deshalb gerne mit meiner Mutter auf
dem Fahrrad vorne im Kindersitz nach Buchholz hinaus.
Im Mai 1945, die Russen standen nur noch einige Kilometer vor Berlin,
fuhr meine Mutter nochmals nach Buchholz, um für die kommende ungewisse
Zeit ein paar Lebensmittel zu erhaschen. Als wir über die große
Eisenbahnbrücke am Pankow-Heinersdorfer Güterbahnhof mussten, hatten ein
paar alte Männer eine notdürftige Panzersperre aus alten Strassenbahn-Waggons
und etwas Schutt, mit Eisenstangen vermischt, als Barrikade errichtet.
„Lassen Sie bitte noch einen Spalt auf, ich fahre nur nach Buchholz und
komme gleich wieder zurück“, bat meine Mutter und fuhr mit mir die 4 km
nach Buchholz.
Über uns flogen die russischen Aufklärer, die uns sicherlich gesehen
hatten und in der Lage gewesen wären, uns wie fliehende Hasen
abzuschiessen. Wir wurden jedoch nicht angegriffen, erreichten Buchholz
und kamen wieder durch das letzte Schlupfloch durch die Sperre zurück in
unsere Wohnung.
Ein paar Tage später hörten wir für mich unbekannte Geräusche. Es waren
die Panzerketten der ersten russischen Panzer, die auf der
Kissingenstrasse vom Kissingenplatz auf uns zurollten.
Die Frauen hatten alle vor Vergewaltigung Angst, die jüngeren versuchten
sich zu verstecken, die älteren hatten sich als Uromis verkleidet und
hofften, auf die jungen Russen nicht appetitanregend zu wirken.
Ich schaute durch die kleinen Fensterscheiben der Haustüre auf die
Strasse und sah, wie die Russen während der Fahrt von den Panzern
absprangen, sich Fahrräder besorgten, um dann nach missglückten
Fahrversuchen wieder von hinten auf die fahrenden Panzer zu springen.
Der nächste Panzer hat das auf der Strasse liegende Fahrrad überrollt.
Aber das war das kleinere Übel.
In der Nachbarschaft haben ein paar SS-Leute ein Haus verteidigen
wollen, die Russen haben das Haus kurzerhand von Panzern aus in Brand
geschossen.
Anmerkung 2024 Diese Zeit wurde von Ruth Andreas-Friedich in
ihremBuch "Der Schattenmann" (Suhrkamp-Taschenbuch 3189) genau so
beschrieben.
Die russische Einheit, die unsere Strassenzüge
besetzte, hatte russische Pferde, Panjepferde, dabei. Unsere Wohnung war
im zweiten Stock innerhalb einer Wohnanlage der GAGFA in Form eines
Gevierts mit großem Innenhof, der über eine Einfahrt in der Mitte der
Sellinstrasse erreichbar war.
Die Wohnungen wurden von den Russen inspiziert. Wir hätten beinahe Ärger
bekommen, als ein junger russischer Offizier auf dem Nachttisch ein Foto
meines Vaters mit NSDAP- Abzeichen sah. Nur der Charme meiner Mutter
rettete uns vor dem KZ-Lager Sachsenhausen.
Die Russen haben als zweites
die Erdgeschosswohnungen besetzt, und die Mieter mussten von den
Bewohnern der oberen Wohnungen aufgenommen werden. Wir bekamen „Mutter
Ebeling“, deren Mann nach 1945 im KZ Sachsenhausen verstarb, in das
kleine Zimmer einquartiert. Sie wurde schnell in die Familie
aufgenommen.
Sehr erbost
waren die jungen Russen, als sie in den Erdgeschoß-Wohnungen Kartoffeln
in der Kloschüssel waschen wollten und diese sich bei der Spülung
verabschiedeten. Sie dachten sofort an Spionage. Es hätten auch Köpfe
rollen können.
Die Russen brachten ihre Pferde in den Innenhof unseres Häuserblocks,
und wir Kinder hielten uns die meiste Zeit bei den jungen Männern auf,
die uns mit amerikanischer „Cadburry-Schokolade“ versorgten. Als eines
Tages ein Fohlen geboren wurde, warfen die Berliner Frauen Decken aus
ihren Wohnungen herunter, um bei der Geburt zu helfen. War das eine
Freude, ein junges Pferdchen lebend zu sehen. Für uns Jungs waren ab da
die Russen keine Eindringlinge mehr.
In unserer Wohnung hatten wir natürlich ein Klavier, da meine Mutter
sehr gut, zwar nach Noten, Klavier spielen konnte. Eines Tages kam ein
junger Offizier, den wir von unserem ersten Zusammentreffen im
Schlafzimmer schon kannten, in unsere Wohnung und bat meine Mutter,
etwas auf dem Klavier vorzuspielen. Mutter begann mit Grieg und
Beethoven. Es stellte sich heraus, dass unser „Capytan“ aus Kiew stammte
und sich für die Greueltaten seiner Landsleute an den Frauen schämte. -
Wie wir später erfahren konnten, wurde den russischen Soldaten
versprochen, in Berlin die Frauen vergewaltigen zu dürfen - .
Er entschuldigte sich für diese Taten und erklärte, dass dies mit der
russischen Seele nicht vereinbar sei.
Von da an kam er regelmässig in unsere Wohnung und meine Mutter spielte
seine Wünsche. Leider hatte ich nie die Zeit, später einmal nach der
Maueröffnung nach seinem Verbleib zu suchen.
Hans Riekenberg, Onkel Hans und mein späterer Stiefvater, hatte am
Prenzlauer Berg ein Lebensmittelgeschäft geführt, da die meisten
arbeitsfähigen Männer in der Gefangenschaft waren. Er wohnte bei uns, da
seine Wohnung in der Ostender Strasse auf dem Wedding abgebrannt war. Er
schlief mit Mutter im Ehebett, ich in meinem Kinderbett am Fußende.
Da ich immer schon um sechs Uhr ins Bett ging, bekam ich nicht mit, was
Hans Riekenberg von meiner Mutter wollte. In dem kleinen Gästezmmer
wohnte ja noch „Mutter Ebeling“.
Hans Riekenberg war, wie gesagt, ein stattlicher und starker Mann, was
meiner Mutter wohl imponierte und als männlicher Begleitschutz in diesen
Tagen nicht verkehrt war. Als Onkel Hans eines Abends aus seinem Laden
kommt, um auf der Wisbyer Strasse mit dem Fahrrad zu uns nach Pankow zu
fahren, wurde er von einem russischen Soldaten angehalten, der ihm das
Rad wegnehmen wollte, was Onkel Hans aber nicht duldete.
Als der Russe seine Hand zur Revolvertasche bewegte, streckte Onkel Hans
ihn mit einem Faustschlage mitten ins Gesicht nieder, natürlich nicht
ohne vorher sich vergewissert zu haben, dass kein weiterer Russe in der
Nähe war. Freudig, sein Fahrrad verteidigt zu haben, strampelte er zu
uns nach Pankow.
Nach der Kapitulation begann für uns
alle die schlimmste Zeit. Es gab kein Waser, kein Gas, kaum Strom und
absolut nichts zu essen. Wir waren froh, wenn meine Mutter irgendwo ein
paar Kartoffelschalen zum Auskochen ergattern konnte. Als am Pankower
Bahnhof einmal ein zerschossenes Pferd lag, liefen alle sofort mit
Messern bewaffnet hin, um sich ein Stück Fleisch als Gullasch zu
bereiten.
Wasser gab es aus einer der zahlreichen Berliner Wasserpumpen. Dort
standen die Frauen und wenige alte Männer mit Eimern und sonstigen
Gefäßen an, um Wasser zu pumpen und nach Hause zu schleppen.
Mehrmals fuhren wir zum Hamstern in die Umgebung von Berlin mit der
Eisenbahn, als wieder ein paar Züge fuhren. Meine Mutter nahm mich
überall mit, obwohl die Fahrtmöglichkeiten sehr riskant waren.
Einmal hatten wir nur noch Platz auf den Holzbrettern an den Stirnseiten
der „Einheitswaggons“ bekommen. Wenn ich durch meine Beine sah, konnte
ich die durchflitzenden Schwellen der Eisenbahnschienen sehen. Angst
hatte ich keine, meine Mutter hielt mich ja fest.
Es wurde alles eingetauscht, was man entbehren und am Leib tragen
konnte. Wurde man mit gehamsterten Lebensmitteln erwischt, hat die
„Volkspolizei“ einem alles wieder abgenommen. Am Bahnhof in Groß-Kreuz,
am westlichen Berliner Ring gelegen, hatten wir unsere Erdbeerkörbe in
Nischen unter dem Bahnsteig versteckt. Just in dem Moment, als der Zug
schon in der Ferne sichtbar war, kamen die Aufpasser und nahmen unsere
Körbe aus den Nischen mit. So knapp sind wir GottseiDank nicht mehr
bemopst worden.
Am Bahnhof Pankow hatten die älteren Jungs immer wieder versucht, von
Kohlewaggons die begehrten Briketts zu stehlen. Beim Überschreiten der
Gleise kam ein Junge an die Stromschiene der S-Bahn und war sofort tot.
Seine Körperlänge war durch den Stromstoß auf die Hälfte
zusammengeschrumpft.
Eine weitere Hamsterfahrt brachte uns zu einem früheren Kaffee-Kunden
von Onkel Hans in die Region nördlich von Berlin, zu einem Bäckermeister
in Pasewalk. Er hatte zwei hübsche Töchter, etwas älter als ich, in die
ich mich sofort verliebte. Bei einer anderen Fahrt landeten wir in einem
kleinen Dorf Kutz an einem der vielen Seen, wo es nicht einmal eine
elektrische Leitung in den Häusern gab. Hier hatte es auch in
Friedenszeiten keinen Strom gegeben, so dass die Leute das elektrische
Licht nicht vermissten.
Im September 1945, ich war kurz vor dem sechsten Geburtstag, hätte ich
eingeschult werden sollen. Ende Juli nahm mich beim Lebensmittelgeschäft
Pichler am Kissingenplatz ein Russlandheimkehrer in seinen schäbigen
alten Wehrmachtsklamotten auf den Arm, weil er sich freute, wieder
daheim einen Berliner Jungen drücken zu können. Mir war das ganze
unheimlich und unangenehm.
Nach 10 Tagen lag ich mit Fieber im Bett, der Heimkehrer hatte mich mit
Typhus angesteckt. Meine Mutter wollte nicht, dass ich in das
Krankenhaus gebracht werde, weil sie den hygienischen Zuständen nicht
traute. So wurden in der Wohnung alle Türklinken umwickelt und mit
Desinfektionsmitteln bespritzt, das Schlafzimmer wurde zum Krankenzimmer
umfunktioniert. Die Kinderärztin gab mir zwei ihrer letzten Spritzen
gegen Typhus mit den tröstenden Worten an meine Mutter: „Weitere habe
ich nicht, entweder er kommt durch oder nicht.“ Meine Mutter schaffte
es, allerdings hatte sie sich auch noch bei mir angesteckt. Onkel Hans
war der einzige Mensch, der uns nun pflegte.
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Nach sechs Wochen im
Bett, ich konnte vor lauter Schwäche nicht einmal auf das Klo
gehen, hatte ich die Kraft, im Bett aufzustehen, einen Schritt
Richtung Bettende zu machen, um dann in mich hineinzusacken.
Mehr war nicht drin.
Die Zeit im Bett vertrieb ich mit viel Schlaf und mit dem
Anschauen aller Bilder im Brockhaus. Meine Mutter erinnerte sich
an die letzten „Libby“-Büchsen mit süßer, dicker Milch, Marke
„Milchmädchen“ aus unserem früheren Laden und ich löffelte an
zwei Tagen drei große und eine mittlere Büchse aus. Diesem
Kraftfutter verdankte ich meiner Meinung nach meine
„Auferstehung“. In der Nachbarschaft war ein Junge an Typhus
gestorben. Eingeschult werden konnte ich im September nicht
mehr.
Mutter und Sohn am
28.12.1945 |
In der Nachbarwohnung lebte eine Restfamilie, die
aus Frau Sommerfeld und zwei Mädchen bestand. Sigrid und ihre Schwester
fuhren mich, nachdem ich mein Krankenbett verlassen konnte, im
Kinderwagen durch Pankow. Meine ersten Gehversuche begannen im
Krankenbett, nach zwei zaghfeten Schritten Richtung Bettende fiel ich
auch schon in mich zusammen. Meine Mutter war deshalb froh, dass mich
die Mädels im Kinderwagen mitnahmen. Meist fuhren Sie mit mir in den
Pankower Bürgerpark. Anfangs lief ich neben dem Wagen und wenn ich nicht
mehr laufen konnte – und das war in den ersten Tagen nach ein paar
Metern – setzte ich mich in das „Begleitfahrzeug“ und die Mädels schoben
den Wagen auf unserer Hausstrecke weiter. Ständiger Begleiter war mein
goldgelber Steiff-Teddybär. Wer uns von den Erwachsenen sah, schüttelte
den Kopf, dass ich Fünfjähriger noch im Kinderwagen spazieren gefahren
wurde.
Abends in meinem Bettchen, lutschte ich an zwei Fingern der rechten Hand
bis zum Einschlafen, und das bis zum fünften Lebensjahr. Meine Mutter
ermahnte mich immer wieder, nicht mehr zu lutschen, weil ich doch schon
ein „großer Junge“ sei. So an die Ehe gepackt, hatte ich es tatsächlich
geschafft, von heut auf Morgen nicht mehr zu lutschen.
Aber es gab eine Lutschnachfolge: Federn suchen. Ich nahm jedes Kissen,
was ich kriegen konnte, um zu prüfen, ob da nicht ein paar starke
Federkiele steckten, die ich herausziehen konnte. Schnell hatte ich in
der Wohnung alle Kissen in positive und negative eingeteilt und überall
lagen die herausgezogenen Federn herum.
Sigrid hatte auch eine Marotte, sie brauchte, wenn wir auf der Couch
saßen, unbedingt ein Seidentuch zum rauf- und runterfahren mit den
Händen. Sie ließ die Seide immer mit wachsender Begeisterung durch ihre
Finger gleiten. So saßen wir beide also öfter auf dem Sofa friedlich
nebeneinander, ich mit einem Kissen unter dem Arm, Sigrid mit dem
Seidenstoff. Wenn meine Mutter aus dem Lebensmittelgeschäft kam, waren
wir meist auf der Couch anzutreffen.
Eines Tages hatten Sigrid und ich einen Ausflug gemacht. Mich
faszinierte schon immer die Eisenbahn, was ich wohl von meinem Opa
geerbt hatte. So liefen wir, Sigrid, mein Teddybär und ich bis zur
Eisenbahnbrücke Pankow-Heinersdorf, wo zaghaft der Eisenbahnverkehr
wieder in die Gänge kam.
Wir standen lange Stunden am Brückengeländer und schauten auf die Bahn
herab. Als es anfing, dunkel zu werden, machten wir uns auf den Heimweg.
Bis zur Einschulung im September besuchte ich einen Ganztagskindergarten
mit Mittagsruhe und täglich einem Löffel Lebertran in der Siedlung
hinter der Kissingenplatzkirche.
Von dort holte mich meine Mutter ab oder ich ging zum Lebensmittelladen
an der Ecke Kissingenplatz, wo sie arbeitete und wartete sitzend am
Straßenrand bis zu ihrem Arbeitsende.
Es gab ja nur wenige Autos auf der Straße, und die wurden meist von
Schiebern gefahren. Als sich nun eines Tages tatsächlich ein Wagen
meinem Beobachtungsposten näherte, nahm ich ein Steinchen und warf es
dem Schieberauto an die Seite. Ich sah, wie der Fahrer um den
Kissingenplatz fuhr und wieder auf dem Weg zu mir war. Ich bekam Angst
und rannte sofort in den Laden, wo meine Mutter arbeitete und beichtete
meine Missetat. Sie schob mich in die hinteren Räume und schon stand der
schwarze Mann im Laden. „Wo ist der Junge? Er hat meinen Wagen
beworfen.“ Da meine Mutter mich dem aufgebrachten Menschen nicht
ausliefern wollte, sagt sie: “Er sitzt auf dem Topf, er hätte sich vor
Schreck beinahe in die Hosen gemacht. Aber ich gebe ihm nachher noch
eine Tracht Prügel“. Damit war der Mann zufrieden und fuhr von dannen.
In der Sellinstrasse konnten wir wunderbar
spielen. Es gab keine Autos, weder am Straßenrand noch fahrend durch die
Straße. Wir konnten Hopse spielen, aber am liebsten Völkerball und das
Spiel: „Herr Fischer, Herr Fischer, wie tief ist das Wasser?“. Hierbei
konnte man seine Lieblingsfreundinnen vorrücken lassen und die
Nebenbuhler im Wasser stehen lassen, ohne das Ziel zu erreichen.
Mein ganzer Stolz war ein Roller, den mir meine Mutter besorgte. Er
hatte sechs cm breite Eisenbänder als Reifen und fuhr recht passabel.
Nur Kurven musste man vorsichtig fahren, denn die Eisenringe gaben
keinen Halt bei Schräglage. So habe ich mir auch einmal den Daumen fast
abgefahren, als ich einem Nachbarmädel meine Fahrkünste vorführen
wollte.
Wir waren den ganzen Tag auf der Strasse, spielten oder rollerten, wenn
das Wetter es zuliess. Die einzige Abwechslung war der Müllkutscher mit
seinen zwei Rössern und hin und wieder ein Auto, das in der Strasse
gesehen wurde.
Eines Tages stand die ganze Jungenschar um einen amerikanischen
Straßenkreuzer herum, einem „Packard“. „Der gehört meiner Tante Elfriede
und ihrem Mann“, sagte ich voller Stolz und machte dadurch die anderen
Spielkameraden nicht nur neugierig sondern erst recht neidisch.
Tante Elfriede, die kleine Schwester meines Vaters hatte in den
Kriegsjahren einen Herrn Alfred Klimpel geheiratet. Da sie nach dem
Krieg nichts mehr von ihm hörte, hatte sie sich einem Ehepaar Mürau mit
Sohn Manfred, genannt Manschi, angeschlossen. Herr Mürau war
erfolgreicher Schieber und hatte deshalb den Packard als Statussymbol.
Sie hatten meinen Opa, der in der Sellinstrasse 1 noch eine Wohnung
hatte, besuchen wollen. Deshalb stand also der Wagen vor der Tür.
Tante Elfriede nickte mir kurz zu und lud mich ein, sie auf dem
Grundstück an der Wollankstrasse zu besuchen, was ich auch einige Tage
später tat. Das Grundstück, riesengroß, war mit einer 2, 20 m hohen
verputzten Mauer umgeben. In den Mörtel der Mauerkrone waren zerbrochene
Flaschen eingebracht worden, damit keiner auf die Idee kam, über die
Mauer zu klettern. Offiziell bestand dort eine Konservenfabrik für Obst.
Interessiert schaute ich die Erwachsenen, das Ehepaar Mürau und meine
Tante Elfriede an, die als Hosen nur seidene, durchsichtige Slips
anhatten. Das traute ich meiner sonst vornehm wirkenden Tante gar nicht
zu.
Eines Tages, ich spielte in der Wohnung gerade mit der Märklin-Eisenbahn
- Spur 0 - , die meine Mutter gegen eine Schreibmaschine eintauschen
konnte, klingelte es und ein Herr stand vor uns. Es war Alfred Klimpel,
der Ehemann von Tante Elfriede. „Edith, weißt Du, wo meine Elfriede ist,
in der Wohnung ist sie nicht?.“ „Lieber Albi, ich muss Dir leiden sagen-
Du weißt ja – der Krieg und so -, sie lebt in einer Schieberfamilie an
der Wollankstrasse“. Onkel Alfred blieb nicht länger und zog fort.
Später hörten wir, dass er in Bilbao eine Hühnerfarm betrieb, wieder
heiratete und sich „Don Alfredo Klimpelo“ nannte.
Als Tante Elfriede in den fünfziger Jahren wieder heiraten wollte, wäre
er beinahe wegen Bigamie ins Gefängnis gekommen, denn Onkel und Tante
waren bis dahin offiziell immer noch miteinander verheiratet.
Im September 1946 wurde ich endlich eingeschult,
der erste Tage mit Schultüte und für heutige Verhältnisse dürftigem
Inhalt. Zwei Tage war ich in der Grundschule am Wasserturm Prenzlauer
Berg, um anschließend in die Schule an der Grunowstrasse am S-Bahnhof
Berlin-Pankow zu gehen.
Die Erinnerungen an diese Schule drehen sich in erster Linie um meinen
Russisch-Lehrer, Gosbodin Glebow, der aus Weißrußland stammte und
deshalb ein wenig Deutsch verstand. Ich hatte mit ihm schon meine
Schwierigkeiten, weil ich ihn immer missverstand und nie wusste, wann
ich zur Tafel vorgehen sollte oder nur ermahnt wurde „wie sitzt Du da“,
was im Russischen ähnlich klingt.
Bertold, oberste Reihe, der 2.von
links |
Meine Ehemaligen Klaus
Braun und Heinz Meyer schrieben im Mai 2011 bei Stayfriends:
In meiner damaligen klasse 5c 1951 trafen sich Herr Sasse und Herr
Glebow zum ersten Mal wieder, stutzten und umarmten sich wortlos! Herr
Sasse erzählte uns dann die gesamte Geschichte was sich im 1. Weltkrieg
ereignet hatte. Herr Sasse musste dann noch, ich glaube 1954, nach
West-Berlin flüchten da er sich politisch nicht an die Linie gehalten
hat. Wir haben ihn sehr verehrt! Ich bin am Ende der 7 Klasse mit meinen
Eltern nach West-Berlin umgezogen da ich im damaligen Ost-Berlin eine
Universität nicht hätte besuchen dürfen. Mein bester Schulfreund war
Karlheinz Köhler. Vielleich kennt den noch jemand. Er war begabt aber
durfte nach der 8 Klasse nur Schneider werden.
G
Das größere Ärgernis für mich war jedoch Harald Manthey, ein Mitschüler,
der mich - aus welchen Gründen auch immer - verhauen wollte. Ich musste
immer höllisch
aufpassen und diesem Jungen aus dem Weg gehen. Als ich mich dann
aber intensiv um ihn kümmerte und ihn zuhause besuchte, fand ich heraus,
dass er es nicht mit ansehen konnte, wie eine Mutter liebevoll mit ihrem
Sohn umging, eine Mutterliebe, die er von seiner Mutter leider nicht
erfahren durfte.
Von da an waren wir lange Jahre befreundet.
In der Schule lernten wir natürlich auch die spätere Nationalhymne
„Auferstanden aus Ruinen, was ja ein sehr schönes Lied war und zu Berlin
mit den zerschossenen Häusern tatsächlich passte. So erinnere ich mich
daran, dass wir eines Vormittags mit unserer Lehrerin zu einer
Schutthalde an der Berliner Strasse neben dem späteren Polizeirevier
liefen. Hier haben die „Trümmerfrauen“ Steine gekloppt. Aus Holzresten
und Steinen hatten Sie eine provisorische „Werkbank“ errrichtet, auf der
Sie – ähnlich einem langen Bügelbrett – den alten Putz von den Steinen
im Reichsformat abklopften. Wir standen im Schuttberg, der sich bis zu
einer Anhöhe von 12 m von der Strasse weg zur hinteren Grundstücksgrenze
auftürmte und sangen dieses Lied zur Erbauung der Trümmerfrauen, die
alle mit blaugrauen Kittelschürzen und Kopftüchern bekleidet waren. An
den Füßen trugen sie einfache Sandalen, Lederschuhe gab es nicht mehr.
Nachmittags spielten wir am liebsten in den Trümmerbergen oder in den
Ruinen an der Prenzlauer Promenade, wo ganze Häuserzeilen in Schutt
lagen.
Zu meinem 7. Geburtstag am 10.11.1946, bei klirrender Kälte und
ungewöhnlich viel Schnee, wurde in der Sellinstrasse und in anderen
Strassenzügen jeder zweite Baum gefällt und das Holz an die Bewohner
verteilt, da es keine Möglichkeit gab, Brennmaterial für die Kachelöfen
in den Wohnungen zu erhalten. So musste jeder zweite Baum als
Energiespender herhalten. In den 60er Jahren wurden die Baumlücken
nachgepflanzt, was man heute an den verschiedenen Baumstärken noch
ersehen kann.
Mein Vater hatte es im Krieg relativ
gut erwischt. Anfangs wurde er nach Posen versetzt, wo meine Mutter ihn
einmal mit mir besuchte, dann kam er zur Luftwaffe als Bodenbeobachter,
wahrscheinlich wegen seiner Englischkenntnisse, falls es mal einen
englischen Funkspruch zum Abhören gegeben hätte.
So war er dann von 1943 bis zum Kriegsende auf der Seiser Alm in
Südtirol auf einer Skihütte, schaute im Sommer in den Himmel, um
anfliegende Langstreckenbomber nach Berlin zu melden, im Winter konnte
er Schifahren, wie zahlreiche Aufnahmen von ihm belegen. Im großen und
ganzen hatte er es weitaus besser als wir in den Kriegsjahren und
danach. Zum Kriegsende kam er in englische Gefangenschaft und hatte das
Glück, als Geiger in einer Kapelle des englischen Militärsenders in Graz
bis zu seiner Entlassung spielen zu dürfen. Hatte stets genug zu essen,
für ihn war der Frieden ausgebrochen.
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Vierter von
links, Berthold Jetschke |
Dritter von
links Berthold Jetschke |
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Eines Morgens, Anfangs Februar 1947 wurden wir,
Onkel Hans, meine Mutter und ich um 5 Uhr von einem Autogeräusch aus
unserem Schlaf geweckt. Wir schauten aus dem Fenster und sahen einen
Jeep, dem mein Vater zusammen mit einem Kinderwagenuntergestell und
vielen kleinen Kisten entstieg.
Ich weiß nicht, bei wem die Wiedersehensfreude am größten war, bei
meinem Vater, meiner Mutter oder Onkel Hans. Zunächst beäugten wir
neugierig die Dinge, die mein Vater in seinem Reisegepäck hatte. Der
größte Anteil waren 1000 paar amerikanische Lederschnürsenkel, deren
Verwendungsmöglichkeit uns nach Jahren noch nicht eingefallen war.
In unserem kleinen Zimmer hatten wir noch die Tochter Ursula von Onkel
Hans aufgenommen. Sie war im Krieg in den Raum Würzburg evakuiert
gewesen und kam, da die elterliche Wohnung in der Ostenderstrasse
teilausgebombt war, zu uns nach Pankow, wo sie mit einer
Lehrerausbildung für die Weddinger Grundschule begann.
So gab es für meinen Vater keine andere Möglichkeit, als das Doppelbett
in unserem Schlafzimmer mit meiner Mutter und Onkel Hans zu teilen,
wobei meine Mutter in der Mitte lag, um das eventuelle Schnarchen der
beiden Männer durch Püffe nach beiden Seiten rechtzeitig unterbinden zu
können. Denn wenigsten ich brauchte ja eine ungestörte Nachtruhe. Was
mein Vater sich bei diesem Dreiecksverhältnis dachte, habe ich nie aus
ihm herausfinden können.
Für einige Zeit wohnte in unserem Wohnzimmer die Mutter von Onkel Hans,
da die Wohnung in der Lynarstrasse auf dem Wedding nicht zu heizen war.
Furchtbar röchelnd – ich musste das Wohnzimmer, indem ich so gern auf
dem Teppich mit meiner Eisenbahn spielte – schlief sie ein und wenig
spätre wurde ein Sarg in unsere Wohnung gebracht, der dann samt der Oma
wieder verschwand.
Weihnachten und Sylvester war immer ganz besonders schön. Zu Weihnachten
bekam ich ein paar Süßigkeiten, die Onkel Hans in Westberlin ergattern
konnte. Ursula hatte dann zu Sylvester ihre drei Freundinnen aus der
Nestle-Zeit eingeladen, es wurden Papierhüte aufgesetzt, man unterhielt
sich mit Pfänderspielen und meine Mutter spielte schwungvolle Lieder. Zu
vorgerückter Stunde musste mein Vater zur Gitarre das Lied von der
„Krummen Lanke“ singen. Irgendwann gab es immer die Bitten der drei
Mädels Ursula, Meta und Edith: „Holdi, spiel doch noch einmal das Lied
von der Krummen Lanke, bitte, bitte!. Und so sang mein Vater das Lied,
das eigentlich sein Schicksalslied wurde.
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Geburtstag Oma
Werth 1948 |
Sylvester 1948
in Pankow |
Mit Jutta
Riekenberg |
Tante Monika
1949 |
Hannelore |
In den Sommerferien 1948 und 1949 wurde ich noch
ein paar Mal nach Dessau zu meinen „Halbgeschwistern“ geschickt. Es war
immer eine schöne Zeit, wenn wir mit einem Bollerwagen unterwegs waren,
um Pferdeäpfel als Dünger für das Grundstück der Großeltern zu holen. An
der Autobahn Berlin- München gab es zwei Seen, die durch den Kiesabbau
während des Autobahnbaues entstanden waren. Wir gingen beinahe jeden
schönen Badetag zu Fuß westlich von Dessau zu einer kleinen
Eisenbahnlinie und auf einem Parallelweg zum kleinen Autobahnsee, der
inzwischen beinahe verlandet und eingezäunt ist. Dort badeten wir und
gingen, wenn wir noch nicht zu müde waren, auf der Autobahn zur „Adria“,
dem großen Autobahnsee zwischen Dessau und Wörlitz. Das war natürlich
der schönere See. Mit weißen Umkleidekabinen machte er seinem Namen
Ehre. Auf der Autobahn konnten noch keine Autos fahren, da die Brücken
über Elbe und Mulde noch zerstört waren.
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Renate, Omi, Cornelia, Vater Michalak, Monika Cornelia
Doris, Bodo
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Renate, Cornelia, Felicitas, Monika
Doris, Bodo
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Als wir wieder einmal von Dessau nach Berlin im
Zug fuhren, standen wir im Waggon oder saßen auf dem Koffer, denn der
ganze Waggon bestand nur aus der Außenhaut, eine Möblierung fehlte, die
Trennwände waren nicht mehr vorhanden. Wahrscheinlich war das Innenleben
verheizt worden. Den Anblick dieses nackten Waggons werde ich nie
vergessen.
Ein paar Monate später zog die Familie meiner Oma nach Berlin-Pankow in
die Mühlenstrasse, weil mein Opa vorher eine Arbeitsstelle in Berlin
gefunden hatte und zwischenzeitlich mit seiner Zimmerwirtin ein inniges
Verhältnis angefangen hatte. Meine Oma war ihm auf die Schliche gekommen
und hatte dann in einer Nacht- und Nebelaktion die sechs Kinder nach
Berlin verfrachtet und dieser Frau im Hausflur ihrer Wohnung den „Marsch
geblasen“.
So ganz konnte er es mit der Mina nicht lassen, wie sich später
herausstellte.
Meine Oma Adelheid Michalak, mein Stiefopa Willi und die Kinder
Cornelia, Renate, Bodo und Doris wohnten nun in Pankow, Mühlenstrasse 2
a, in einer sehr geräumigen Wohnung.
Die größeren Kinder, Felicitas und Monika hatten in Stetten am kalten
Markt zwei gut aussehende französische Besatzungssoldaten kennengelernt
und später geheiratet.
Leider war meine Oma Adelheid mit der Hauswirtschaft vollkommen
überfordert. Die größeren Kinder fehlten zur Mithilfe im Haushalt, ein
Kindermädchen wie im dritten Reich gab es nicht mehr. So war es ein
Schrecken, in die Wohnung zu kommen. Begrüßt wurde man nach Eintritt
durch die Wohnungstür durch Wäschestücke auf Leinen, die zum Trocknen im
langen Flur wie Fahnen bei besonderen Festen von oben herunterhingen.
Hatte ich den Weg durch das Wäschelabyrinth zur Küche gefunden, wäre es
eine Überraschung gewesen, wenn in der Küche nicht der Abwasch vieler
Tage gestanden hätte.
Und sie hatten wirklich viel Geschirr.
Mein Opa saß im vordern Zimmer zur Straße hin und hörte klassische Musik
im Radio, ohne sich von den Bewegungen in der Wohnung stören zu lassen.
Ich konnte verstehen, dass er bei diesem Durcheinander nur noch für sich
lebte. Wenn Monika zu Besuch kam, später aus Frankreich, hatte sie
einige Tage zu tun, bis alles einmal auf Vordermann gebracht wurde.
m Sommer hatten wir es viel angenehmer, denn da
konnten wir als „Laubenpieper“im Schrebergarten der nun verstorbenen
Eltern von Onkel Hans wohnen. Die Laube war vielleicht 12 qm groß und
hatte außerhalb eine Wasserpumpe und ein Plumpsklo. Hier wohnten wir
wieder zu dritt, denn Ursula konnte in der wärmeren Jahreszeit wieder in
der Ostenderstrasse wohnen. Das schönste waren jedoch unsere Karnickel,
die mein Vater im Winter im Keller in der Sellinstrasse großzog und die
im Sommer ebenfalls mit uns auf dem Gartengrundstück lebten. Das
Nachbargrundstück, ein Trümmergrundstück, war wild bewachsen, hier
konnte ich mit den Nachbarjungens prima Räuber und Gendarm spielen.
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1950 mit Hasen
im Garten |
Im Garten
September 1949 |
Im Garten Ostern 1949 |
Im Jahr 1949 war die Wohnung in der 3. Etage der
Ostender Strasse 3 soweit hergerichtet, dass meine Stiefschwester Ursel
Riekenberg in der Wohnung notdüftig wohnen konnte. So erkundete man
natürlich auch die nähere Umgebung, da wir ja sonst nur von der
Strassenbahn-Haltestelle in der Tegeler Strasse direkt zum Garten
gingen, Spaziergäne in der Stadt waren uninteressant, da es ja nicht mal
genug Autos zu sehen gab.
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Ostender
Strasse 3 |
Die
Müllerstrasse im September 1949 |
Im Nebenhaus
wohnte Jung-Schauspielerin
Karin Baal |
Im Jahre 1951 konnte meine Mutter die komplette
Märklin-Eisenbahn mit vielen Waggons und einem herrschaftlichen Bahnhof
der Spur 0 gegen eine Märklin H0 Lokomotive beim Spielwaren-Obst am
Bahnhof Wedding eintauschen. Was habe ich mich gefreut. Nun spielte ich
mit meiner Lokomotive und einer Schiene jeden Nachmittag die Einweihung
der Lokomotive mit bunten Stofffäden aus der Nähkiste. Da wir nur
Ostgeld besaßen, dauerte es sehr lange bis ich einen kompletten Kreis
zusammen hatte, eine Schiene kostete 1,75 DM (West).
Billiger waren da schon die Wiking-Autos, mit denen wir jeden Nachmittag
im Sommersitz der Laube spielten. Es gab einen Straßenplan, von Jahr zu
Jahr mehr Autos und unser Lieblingsspiel war die „Spedition“. Ich hatte
die Aufgabe, eine Spedition aufzubauen, wobei durch Aufträge des
Spielpartners, der einen Autohandel betrieb, der Fuhrpark immer größer
wurde. Wenn der Autohändler keine Fahrzeuge mehr zum Verkauf hatte,
hörten wir mit dem Spielen auf. Interessant war das Spiel für mich nur,
wenn ich durch Dienstleistung meinen Fuhrpark vergrößern konnte.
In der sechsten Klasse hatten wir einen ewigen Sitzenbleiber bekommen,
der zwei Jahre älter als wir waren. Ich war zwar wegen meiner späteren
Einschulung meist der älteste, aber der kleinste in der Klasse.
Dieser Sitzenbleiber musste natürlich alles erzählen, was er über
Mädchen von anderen gehört hatte und in seinen Fantasien hatte er schon
so viele Mädels gehabt. Auf Grund seiner genauen Bechreibungen waren wir
nun neugierig geworden, was uns bei den Mädchen so erwarten könnte. So
wurden die „Onkel-Doktor-Spiele“ mit Helga aus der Kissingenstrasse
immer intensiver, was bei ihr nicht ohne Folgen blieb. Eines Tages
überraschte uns mein Vater, als wir auf der Couch im Wohnzimmer lagen.
Er konnte sich wohl denken, wo unsere Spielereien hinführen würden.
Durch die Kriegsjahre und der Gefangenschaft hatte ich zu meinem Vater
nicht das Verhältnis, das man als Sohn haben könnte. Für mich war er ein
fremder Mann, als er aus der Gefangenschaft kam. Ich wollte partout
keine Ermahnungen von ihm annehmen und wies ihn ab. Als dies meinem
Vater einmal zu viel wurde, trieb er mich ins Badezimmer und verhaute
mich mit einem großen Wäschelöffel aus Holz so derb, dass ich mich in
die Badewanne flüchtete.
Meine in diesem Moment heimkehrende Mutter hatte für diesen Ausraster
meines Vaters kein Verständnis, da ja keiner ihren Sohn schlagen durfte,
nicht einmal der leibliche Vater. Hatte sie mich doch über den Typhus
gerettet; da war ihrer Meinung nach die körperliche Gewalt kein
Erziehungsmittel.
Diese Badewannenattacke habe ich meinem Vater viele Jahre nicht
verzeihen können.
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Eines Frühjahrs fuhren
wir mit der Eisenbahn nach Malchin, wo die Tochter und der
Schwiegersohn von Oma Werth wohnten. Dort fanden wir bei einer
netten älteren Dame unseren „Purzel“, ein rotbraunes
Langhaardackelmädchen von 8 Wochen. Purzel wurde gekauft und es
war natürlich mein Hund. Zuhause angekommen, Oma Werth saß auf
der Ofenbank im Wohnzimmer, Purzel auf ihrem Schoß, legte ich
meinen Kopf an Purzel, wie dieser schlief. In einer
Abwehrreaktion biß mich Purzel in die rechte Backe, so dass man
lange Zeit die Narben von sechs kleinen Zähnen sehen konnte.
In meiner Wut schrie ich natürlich, dass ich Purzel nie mehr
sehen wolle. Das war natürlich recht schnell vergessen.
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Mein Vater hatte vor, mit mir nach Merseburg zu meinen Großeltern und zu
Onkel Walter und Tante Lotte, seiner Schwester, zu fahren. Da ich schon
gut Fahrrad fahren konnte, meinte er, dass wäre doch eine schöne Tour,
so zwei Tage bräuchten wir vielleicht schon für die 180 km, ich war
gerade 12 Jahre alt.
So wurde an das schräge Rahmenrohr vom Fahrrad meiner Mutter unterhalb
des Sattelrohrs ein kleiner Kindersattel angeschraubt, den es nur in der
Nachkriegszeit mangels Kinderräder gab. So konnte ich wenigstens im
Sitzen fahren.
Die Räder hatten natürlich keine Gang-Schaltung.
Mein Vater wusste, dass Merseburg südlich von Berlin lag. So fuhr er mit
mir vom Wedding über Moabit, Tiergarten, Schöneberg, geradewegs südlich
nach Lichterfelde. Die Wohnhäuser und Strassen waren schon hinter uns,
als wir ein Schild vor einer Wiese sahen: „Sie verlassen den
amerikanischen Sektor“ in vier Sprachen. „Na, da sind wir ja schon raus
aus Berlin“, sagte mein Vater. Als wir uns dem nächsten Gebüsch
näherten, wackelte dieser, als wollte er uns begrüßen. „Wo kommen Sie
her, wo woll`n Se hin?“, fragte uns der erste Volkspolizist im
sächsischen Dialekt, als er aus dem Gebüsch kam. Ohne eine Erklärung
abgeben zu können, wurden wir in ein Polizeiauto verfrachtet und nach
Beelitz auf das Polizeirevier gebracht. Dort mussten wir alle unsere
Sachen aus den Gepäckstücken nehmen, vorzeigen und wurden einzeln
verhört. Ich glaube, die Geschichte, dass ein Vater mit einem so kleinen
Jungen nach Merseburg radeln wollte, haben Sie meinen Vater nicht
abgenommen.
Weil es schon spät abends war, übernachteten wir, ich zum ersten Mal, in
einem Gasthof, mit weißen Betten und am Morgen einem schönen
Marmeladen-Frühstück. Von Beelitz fuhren wir auf der Bundesstraße 2 nach
Wittenberg. Alle paar Stunden sahen wir mal ein Auto. Wir waren fast
allein auf der Strasse. Wurde die Strasse hügelig, fuhr ich im
Zickzack-Kurs die Strasse hinauf, um nicht absteigen zu müssen. Am
späten Abend sahen wir die Umrisse von Merseburg, die Türme des Doms und
die Saale.
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110 km war mein Vater an diesem Tag mit
mir per Fahrrad unterwegs gewesen und ich war erst knapp 11 Jahre alt.
Wir wohnten bei Lippolds in der Geusaer Straße, das Haus wurde gerade
umgebaut, eine Leiter führte von außen in das Dachgeschoß und meine
Cousine Rosel hatte einen Gips am Bein.
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1950 mit Rosel |
Opa, Oma mit
Lippolds in der Gärtnerei |
1947,
Silberhochzeit Opa Jetschke mit Erna |
Opa und
Tochter |
Wir besuchten meine Großeltern, den Gotthardteich
und den Merseburger Dom. Nach Berlin fuhren wir allerdings mit der Bahn
zurück und nahmen unsere Drahtesel ebenfalls mit. Der Merseburger
Bahnhof war mehr eine Ruine, die Bahnsteige bestanden aus Holzböden.
Aber der Zug schaffte die Stecke nach Berlin schneller als wir mit dem
Fahrrad von Berli nach Merseburg.
Zur Schule in Pankow, fuhr ich im Sommer, wenn wir auf dem Wedding
wohnten, immer mit der Straßenbahn, die direkt an unserer
Laubenpieper-Anlage vorbeifuhr und über Nettelbeckplatz zur
Wollankstraße und nach Pankow fuhr.
Mitte Juni 1953, ich saß in der Straßenbahn Richtung Wollankstraße, fuhr
die Straßenbahn nach dem letzten Halt vor dem S-Bahnhof Wollankstraße,
der Bezirksgrenze zwischen Pankow und Wedding, plötzlich nicht mehr
weiter. Es hieß, im Ostsektor wäre ein Arbeiteraufstand, man könne nur
zu Fuß über die (damals noch) nicht zu sehende Grenze.
Ich versuchte dennoch zur Schule zu gelangen und sah auf der
Florastrasse einige Menschengruppen mit Transparenten und viel Polizei.
Intuitiv fuhr ich wieder zurück zu unserem Garten, um meiner Mutter zu
erzählen, was ich gesehen hatte. Am Nachmittag wurde die Grenze zum
ersten Mal in der Geschichte Berlins dicht gemacht. Meine Mutter
beschloß deshalb, im Westen zu bleiben, man ahnte ja nicht, dass die
Grenze nur vorübergehend geschlossen war. Meine Mutter hatte meinen
Vater gefragt, ob er mit in den Westen wolle. Mein Vater hing jedoch
sehr an der Wohnung in der Sellinstraße und blieb deshalb im Osten.
Damit hatten sich meine Eltern ohne viel Federlesens – zunächst räumlich
- getrennt.
Mein Vater schwärmte ja für Ursula, die aber leider zu groß für ihn war.
Am liebsten hätte er Ursula geheiratet, als er sah, dass er meine Mutter
an Onkel Hans verloren hatte.
Als meine Mutter zur Überzeugung kam, dass die
Ehe nicht mehr zu halten war, zauberte sie für mich zwei weitere
Verehrer aus dem Zylinder, die sie mir nacheinander vorstellte.
Der erstere war Automobilverkäufer bei Hanomag in Braunschweig und hieß
Nikolaus. Vom zweiten weiß ich nur, das er etwas mit dem Boxclub auf dem
Gesundbrunnen zu tun hatte. Heute würde man sagen, er wäre vielleicht
Promoter gewesen. Meine Begegnung mit ihm allein war schließlich ein
Boxtraining in einer alten, teils kaputten Sporthalle am Bahnhof
Gesundbrunnen. Mit meinen kleinen Fäusten sollte ich immer auf einen
ausgestopften Sack dreschen und dabei mit der Nase schniefen wie ein
anstürmender Stier. Das war mir meine Mutter aber dennoch nicht Wert,
Ihr zuliebe den wilden Boxenthusiasten zu spielen. So wurde diese
mögliche Verbindung nicht weiter verfolgt.
Meine Mutter hatte sich wohl genau überlegt, welcher von den drei
Aspiranten ihr wirtschaftlich das meiste bieten konnte. Wir wohnten ja
offiziell noch in Ostberlin, die anderen drei Kandidaten in Westberlin,
hatten also Westgeld im Portemonnaie.
Meine Mutter entschied sich für Hans Riekenberg.
Recht bald ging sie dann mit meinem Vater – miteinander untergehakt wie
ein Liebespaar - auf das Amtsgericht Pankow in der Kissingenstrasse, um
die Trennung amtlicherseits vollziehen zu lassen.
„Wer soll das Sorgerecht für den Sohn erhalten?“ fragte der
Scheidungsrichter. „Meine Frau“, erwiderte mein Vater. „Wer behält die
Wohnung?“ – und das war in Zeiten der Wohnraumbewirtschaftung die
wichtigere Frage – „Mein Mann“, entgegnete meine Mutter. „Und was ist
mit dem Hausrat?“ kam als nächste Frage. „Bleibt bei meinem Mann“. „Ja“,
sagte der Amtsrichter, „so etwas habe ich noch nicht erlebt, da lassen
Sie sich scheiden?“. Im Nu war die Ehe geschieden.
Mein Vater hatte, abgeschaut
wahrscheinlich bei seinem Vater damals, in der Berliner Zeitung im
Herbst 1953 inseriert, dass er eine Frau zwecks Heirat suche. Es hatten
sich weit mehr als fünfzig Frauen auf sein Inserat hin gemeldet. Die
meisten Männer kamen aus dem Krieg nicht zurück und so gab es einen
enormen Frauenüberschuß. Das große Plus war, mein Vater hatte eine
eigene Wohnung, die die Nachfolgerin nicht mit der Exfamilie teilen
musste, mein Vater hatte Arbeit.
So saßen wir dann, meine Mutter, mein Vater, Onkel Hans, Ursula, Purzel
und ich eines Abends in der Ostender Strasse am runden Tisch und
sortierten die Bewerbungen der Heiratskandidaten. Mein Vater hatte bei
der Durchsicht der Bewerbungen (bitte Foto beilegen !) nicht nur auf die
Gesichtszüge der Damen geachtet sondern wohl noch mehr auf den Jahrgang.
So hatte er einen kleinen Haufen von beschriebenen Blättern jüngerer
Damen zu sich genommen. „Holdi, sagte meine Mutter, „so junge Mädchen
sind nichts für Dich, nimm lieber etwas Passendes“ und schob ihm drei
Bewerbungen von intelligent aussehenden Damen unter die Nase. Der
erlauchte Kreis beschloß sodann, Vater möge sich nacheinander mit den
Frauen treffen und die Auserwählte mir in der Wohnung in Pankow
vorstellen.
Unter diesen drei Frauen war auch die Bewerbung von Frau Charlotte
Schottke aus Krakau am See, ledig ohne Anhang., Geburtsjahrgang 1908,
damit vier Jahre jünger als mein Vater, wie in seiner Heiratsanzeige
gefordert.
Wochen später, ich war wie an jedem Dienstag bei meinem Vater zum
Schachspiel, klingelte es. Vater geht mit den Worten zur Tür, „das wird
wohl Frau Schottke sein“. Wenig später stand eine nette Dame in einem
roten Kleid vor mir mit einem Ausschnitt, der einen Blick auf die etwas
zu große Warze am Brustansatz ermöglichte. Aus meinen „Doktorspielen,
Mädels anschauen und Gesprächen der älteren Schulkameraden wusste ich
allerdings schon, auf welche Formen man Mann bei einer Frau achten
müsste. Und die waren bei der Frau Schottke vorhanden, wie mein Vater
und ich feststellten. So war das offene Zeigen des kleinen
Schönheitsfehlers auf der Brust taktisch sehr gut, denn andere Fehler
waren nicht zu entdecken. Um mir zu zeigen, wie elastisch sie noch war,
spielte Frau Schottke auf dem ausgezogenen runden Wohnzimmertisch mit
mir Tischtennis, derweil mein Vater nun uns beäugte, wie sie sich mir
gegenüber verhalten würde. Mein Vater spielte noch etwas Klavier und so
ging Frau Schottke nach dem Abendessen nach Hause. „Na, mein Sohn, wie
findest Du denn Frau Schottke?“, fragte mich anschließend mein Vater.
„Ach,“ sagte ich, „Vati, die kannst Du heiraten.“
Charlotte Schottke war in Danzig geboren, der Vater war Schriftsetzer.
Nach der Realschule (englich und französisch konnte Charlotte noch mit
95 Jahren lesen und übersetzen). In der Vorkriegszeit war sie
Hilfslehrerin in Danzig. Nach der Vertreibung lebte sie mit Ihrer Mutter
"Clärchen" in Krakow am See und hatte großes Interesse nach Belin zu
komen. Dies war aber wegen der zuzugsbeschränkung am einfachsten nur
durch Heirat möglich. Deshalb hatte sie sich auf Anraten einer Freundin
aus Berlin aufgerafft, auf meines Vaters Inserat zu reagieren.
In Berlin war sie dann Sekretärin beim Intendanten der Staatsoper
Berlin, Unter den Linden, damals Ostberlin.
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Ich war natürlich zur Hochzeit eingeladen, ebenso meine Mutter, Onkel
Hans und Ursula. Als Charlotte Schottke vor dem Standesbeamten ihren
Personalausweis zeigen mußte, fiel meinem Vater auf, dass der Jahrgang
richtigerweise 1906 statt 1908 war, der Altersunterschied nur zwei Jahre
betrug.
Aber da war es schon zu spät, meinen Vater hatte es auch weiterhin nicht
gestört.
Aus Opas Erzählungen wissen wir, dass sich Oma Erna zwei Zentimeter
größer gemacht hatte, um den Wunschvorstellungen meines Opas zu
entsprechen. So wiederholte sich alles im Leben der beiden Männer. Jeder
Teil meiner Eltern begann nun ein neues Leben.
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Berthold
(30.06.1904),
Charlotte Jetschke (06.12.1906) |
Hans
(02.02.1888),
Edith Riekenberg (31.12.1913) mit Purzel |
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Überarbeitet 25.12.2020
Bertold Jetschke
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